Freitag, 9. Juni 2017

Pausentag: Der goldene Ring

Der goldene Ring bezeichnet eine Rundfahrt zu den bedeutendsten Natursehenswürdigkeiten der Gegend um Reykjavik. Da sie alle nicht an der Ringstraße liegen, haben wir diese Tour mit dem Auto gemacht.

Unsere Camping-Nachbarin Vera hat uns als Tipp die Route über Nesjavellir empfohlen. Dieses kleine Sträßchen hätten wir ohne gesicherte Information, dass die Route asphaltiert ist, nie von alleine genommen. Sie führt durch ein Hochtemperaturgebiet, in dem es dampft und zischt und die Erdwärme durch Thermalkraftwerke ausgenutzt wird. Neben der Straße verläuft an einigen Stellen das dicke Rohr für die Heißwasserversorgung von Reykjavík. Nach einigen Kilometern geht es auf steilen Straßen (15%) durch ein kleines Gebirge. Ein Geocache ließ uns dort anhalten und wir haben tatsächlich einen schlafenden Drachen aus Felsgestein gesehen.

Der nächste Cache kam 2 Kilometer weiter an einem Aussichtspunkt über die Thermalkraftwerke und den See Þingvallavatn. Dörte befürchtete schon, dass wir gar nicht mehr zu den eigentlichen Sehenswürdigkeiten kommen würden. Deshalb war dies auch erst einmal der letzte Cache ...
Dann ging es nach Þingvallir. Das bezeichnet sowohl einen Ort, den Nationalpark, den Sitz eines der ältesten Parlamente und die geologische Besonderheit der Grenze zwischen zwei tektonischen Platten. Ein Rundgang ist etwa 6 km lang und dauert 2 Stunden. Wir waren zunächst am Öxarárfoss, einem schicken Wasserfall. Das Wasser fiel aus Nordamerika kommend in den Graben zwischen den Kontinenten, der hier über einige Kilometer durch Basaltwände deutlich zu erkennen war.

Weiter floss das Wasser für einige Hundert Meter in dem Graben, bis es durch eine Lücke in der Wand in das tiefergelegene Eurasien stürzte. Beeindruckend!.  

Dann ging es zum Gesetzesfelsen Lögberg. Hier wurden die Things abgehalten, hier wurden Urteile gefällt. Hier wurde auch 1944 die isländische Republik ausgerufen. Heute stand dort nur ein Fahnenmast und wegen der Windstille ist die Fahne kaum zu sehen.

Am Besucherzentrum habe ich mir das bisher teuerste Magnum-Eis meines Lebens geleistet (ca. 7 EUR), aber bei dem Super-Sonnenschein tat Abkühlung not. Weiter gings zur kleinen Kirche, in der gerade eine Hochzeit stattgefunden hatte.
Jetzt war es schon bald 15 Uhr und wir hatten immerhin die erste Hauptsehenswürdigkeit schon geschafft. Bis zum Geysir waren es noch etwa weitere 50 km. Unterwegs haben wir kurz am Laugarvatn angehalten, denn Udo und Ulli hatten berichtet, dass der ganze See warm sei. Das stimmt wohl nur für die Stelle, wo das Schwimmbad ist, und auch da würden wir sagen: Kann man drin baden, aber Badewannentemperatur ist das nicht. Es gab erstaunlich viele Insekten dort, der Preis für das Schwimmbad war höher als beim Mývatn und es sah auch nicht besser aus. Also sind wir weitergefahren.

Der Geysir ist der Namensgeber aller Geysire der Welt. Damals kannte man die Geysire in Neuseeland und im Yellow Stone Nationalpark noch nicht. Früher hat der Geysir eine Fontäne von bis zu 120 Metern gespuckt. Doch seit langer Zeit schläft er. Zum Glück hat er einen kleinen Bruder, den Strokkur: Der speit regelmäßig alle 6-10 Minuten eine Fontäne. Sie ist unterschiedlich hoch und ziemlich beeindruckend. Wohl nicht für US-Amerikaner, die ihn in Gesprächen mit Old Faithful verglichen haben, für uns aber schon!
Vom Geysir ging es zum Gulfoss. Das ist ein wunderschöner Wasserfall, der in 2 Stufen in eine tiefe Schlucht fällt. Durch gut angelegte Wege kann man sehr nahe ran, man sollte sich wegen der Gischt aber lieber Regenzeug anziehen!

Die Rückfahrt dauerte dann etwa 90 Minuten. Dabei bin ich die Ringstraße von Selfoss zurück nach Reykjavík gefahren und war erschrocken über den Verkehr. Ich hoffe mal, dass das Wochenendverkehr ist und morgen am Samstag nicht so viel los ist. Am Zeltplatz habe ich mich gleich daran gemacht, meine Ausfahrt aus Reykjavik zu planen. Google Maps war dabei nur eine halbe Hilfe: Routenplanung für Fahrrad funktionierte nicht, aber die Fahrradwege neben den vierspurigen Straßen waren eingezeichnet. Also habe ich eine Linie Punkt für Punkt markiert und hoffe, dass sie mir morgen früh hilft.

4 Kommentare:

  1. Tolle Bilder! Hoffentlich klappt das heute mit der Fahrradroute! Musstest Du umplanen? Ist so untypisch, dass Du das in letzter Minute raussuchst....

    Viele liebe Gruesse aus Paris (knapp 30 Grad uebrigens, wir waren heute schwimmen ;) )

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    1. Hallo Carola,

      stimmt, ich plane lieber etwas länger voraus. Die Detailplanung überlasse ich dann aber auch gerne mal dem Navi. In Reikjavík funktioniert das aber nicht: In den einzelnen Vororten gibt es an jeder Straße Radwege, aber die Vororte sind nur über 4-spurige Straßen (und geheime Radrouten) miteinander verbunden. Und gestern Abend habe ich auf dem Rückweg mit dem Auto die Panik gekriegt, dass ich genauso herumirren würde wie bei der Anfahrt nach Hafnafjörður. Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt!

      Viele Grüße aus Island,
      dem Land, in dem man nicht unter der Hitze stöhnt!
      Jan

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  2. Nicht nur haben diesen abtrünnigen Separatisten ein Republik ausgerufen. Sie feiern es sogar jährlich am 17. Juni. Das werdet ihr ja bestimmt noch mitbekommen ☺

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    1. Wenn selbst Dein König bereits am selben Tag ein Glückwunschtelegramm geschickt hat, solltest Du nicht von abtrünnigen Separatisten sprechen. Aber auf die Feiern dieses Jahrestages freuen wir uns natürlich!

      LG Jan

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