Mittwoch, 26. April 2017

Neue Reifen

Die Vorbereitungen für die Islandtour nehmen langsam Fahrt auf. Wir gucken jetzt täglich auf http://www.road.is nach den Straßenbedingungen auf der Ringstraße. Die Temperaturen sind in den letzten Tagen von etwa -8 Grad auf wenige Grad über Null gestiegen. Die vorgestern noch als rutschig markierten Strecken sind jetzt als gut befahrbar ausgewiesen.

Mein erster Etappenplan von Zeltplatz zu Zeltplatz mit 17 Etappen steht inzwischen. Er muss jetzt von Dörte verfeinert werden, damit wir auch alle wichtigen Sehenswürdigkeiten mitnehmen.

Inzwischen sind auch unsere Fahrzeuge bereit. Mein Fahrrad habe ich zum Radhändler meines Vertrauens gebracht und jetzt läuft es wie eine Eins: Butterweiche Schaltung, kein Kettengerassel mehr und der Ständer mit der sirrenden gebrochenen Feder stört auch nicht mehr. Das fühlt sich fast an wie ein E-Bike! Jens hat hinten einen neuen Reifen aufgezogen, obwohl ich dem alten durchaus noch eine Island-Tour zugetraut hätte. Aber vielleicht hat er recht, hier gar nicht erst auf Risiko zu gehen.
Beim Auto war die 270.000 km-Wartung fällig. Das wurde deutlich teurer als erwartet, vor allem weil auch hier die Reifen getauscht wurden. Vor einem halben Jahr mussten beim TÜV die Spurstangen gerichtet werden und vorher waren die Reifen schon ungleichmäßig abgefahren. Ich hätte den alten Reifen auch noch eine Island-Tour zugetraut, aber nachdem ich die Straßenverhältnisse schon studiert habe, dem Austausch lieber zugestimmt. Ich habe mich einfach gefragt, was Dörte dazu gesagt hätte!

Vielleicht traut sich Dörte ja mit den neuen Reifen, eine Hochlandpiste zu fahren. Bisher hat sie mir das mit dem Fahrrad verboten und selbst will sie da mit dem Auto auf keinen Fall längs. Die F35 werden wir also wohl nicht fahren, vielleicht klappt's aber mit dem Öxi-Pass.

Anmerkungen von Dörte:
NEIN!
Eigentlich reicht das als Anmerkung, aber ich bin bereit, das zu erläutern: Wir haben keinen SUV, wir haben keinen Vierradantrieb. Jan sagt immer, dass er ja sogar nur einen Einradantrieb habe, aber er kann sein Vehikel notfalls ja auch schieben. Da hätte ich mit dem Bus schon Schwierigkeiten.

Bei der Verfeinerung der Planung seufze ich manchmal. Mývatn wird immer als superschön beschrieben - aber übersetzt heißt das "Mückensee"! Da plane ich lieber eine Bootstour an Eisbergen vorbei. Da dürften die Mücken erfroren sein.

Montag, 17. April 2017

Vorbereitungstour, Tag 4: Løkken-Hirtshals 37 km

Heute ging es nur darum, das Esbjerg-Hirtshals-Problem endgültig aus dem Weg zu räumen. Am Vormittag bin ich zügig die letzten 37 km bis Hirtshals gefahren. Etwa die Hälfte der Fahrzeit regnete es, aber das bin ich ja schon gewohnt. Es ist halt ein echter Islandtest ...
Kurz vor Hirtshals konnte ich noch einen Geocache finden. Außerdem hielt ich kurz an, um den Leuchtturm zu fotografieren. Natürlich im Regen ...
In Hirtshals bin ich zum Fährhafen gefahren, um den Anschluss an die Islandtour sicherzustellen. Durch den Zaun konnte ich eine andere Fähre fotografieren, wahrscheinlich fährt sie nach Kristiansand.
Dann fuhr ich etwa einen halben Kilometer zurück zu dem vereinbarten Treffpunkt. Es waren Koordinaten mitten auf einem Parkplatz. Da Dörte noch nicht da war, stellte ich mein Fahrrad ab. Um mich warmzuhalten spazierte ich etliche Male in 50-Schritt-Kreisen um das Fahrrad herum. So ungefähr 30 Minuten lang.

Um 10:30 Uhr kam Dörte, das Fahrrad wurde verladen und wir machten uns auf die Rückfahrt. Wir waren so gut in der Zeit, dass wir noch einen Abstecher nach Kiel machen konnten, um Dörtes Mutter zu besuchen. Gegen 17:30 Uhr waren wir dann zuhause und jetzt heißt es erst einmal, sich zu erholen. Es war doch ganz schön kalt, regnerisch und anstrengend. Auch wenn das Wetter nicht ganz so schlimm war, wie es angekündigt war.

Anmerkungen von Dörte:
Das Wetter war nicht ganz so schlimm? Ich habe mich nachts nicht ausgezogen, eine Bettdecke und eine Wolldecke über mich gebreitet und trotzdem gefroren. Auf die Liste der noch zu erledigenden Dinge gehört das Kaufen eines dicken Daunenanoraks.

Sonntag, 16. April 2017

Vorbereitungstour, Tag 3: Klitmøller-Løkken 114 km

Als ich aufwachte, schien doch tatsächlich die Sonne. Trotzdem meckerte Dörte über das Wetter, vermutlich weil sie fror. Kurz vor 8 Uhr habe ich mich auf den Weg gemacht, angesagt war Schietwetter und Gegenwind. Zum Glück kann das Wetter mein Smartphone nicht lesen: Es gab immer wieder sonnige Abschnitte und Rückenwind. Lediglich auf den letzten 25 km haben mich 2 kleine Schauer erwischt.

Der erste Abschnitt ging über die Reservatstraße durch die Dünen nach Hanstholm. Neben der kaum befahrenen Straße verlief ein anständig asphaltierter Radweg - so mag ich es. Schöne Dünen-Landschaft!
Später ging es durch etliche Hügel, bis auf der Südseite der Insel Flachstrecke angesagt war. Nach etwa 70 km hat Dörte mich eingeholt und mich wieder mit einem Käsebrot versorgt. Und mich dann beruhigt: Es ist ja nur noch eine halbe Stunde! Mit dem Auto natürlich!

Nach der Ankunft am Zeltplatz war es richtig schön. Die Sonne kam noch einmal für eine volle Stunde raus und ließ Urlaubsfeeling aufkommen. Dörte hat sich trotzdem zum Lesen eingemummelt!

Anmerkungen von Dörte:
Heute habe ich verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, meinen lädierten Rücken zu schonen. Am besten war es, die Nackenrolle unter den Pullover zu schieben. Dann verrutscht sie nicht so schnell.
Kalt war es tatsächlich und ich habe zwischendurch schon gedacht: 59 Jahre, Ostersonntag - warum tue ich mir das an?
Nordsee ist allerdings prima. Hab mich mit Kieler Surfern unterhalten, die hier im "Kalten Hawaii" am Strand gecampt hatten. Auf dem Foto sind die Bunker zu sehen, die an der ganzen Küste zu sehen sind.

Samstag, 15. April 2017

Vorbereitungstour, Tag 2: Søndervig-Klitmøller 119 km

Schon in der Nacht fing es an zu regnen. Ziemlich problematisch, wenn man keinen Schirm dabei hat und auf Klo muss. Der Schirm kommt jetzt auf die Mitnehmliste für Island. Heute morgen um 6:30 Uhr hatte ich eigentlich keine Lust, denn es regnete immer noch. Ich habe mich dann in die volle Montur gewurfen (inklusive Latzregenhose) und bin einfach losgefahren. Es lief besser als erwartet, nachdem ich mich entschieden hatte, jegliche Sandradwege auszulassen und lieber auf der Straße zu fahren. Der Vormittag stand also im Zeichen von "Rollen im Regen", denn der Wind war mir günstig gesonnen. Nach etwa 75 km hat Dörte mich eingeholt, inzwischen war es trocken geworden und es schien sogar etwas die Sonne.
Gemeinsam haben wir mit der Fähre übergesetzt zur Insel Vendsyssel-Thy. Vor ein paar Wochen war mir noch gar nicht bewusst, dass die gesamte Nordspitze von Jütland eine Insel ist. Es war gut, dass Dörte mich eingeholt hat, denn ich hatte noch keine Kronen und hätte sonst nicht gewusst, wie ich die Fähre hätte bezahlen sollen. Außerdem hat sie mir ein Käsebrot geschmiert.
Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten und auf der anderen Seite ist ein etwa 8 km langer Damm. Da kommt schon ein wenig Abschlussdeich-Feeling auf! Die Insel ist in diesem Teil Nationalpark und die Dünenlandschaft ist wirklich beeindruckend. Voller Übermut habe ich mich dann 5 km vor dem Ziel noch einmal auf einen sandigen Radweg getraut. Prompt wurde ich mit super anstrengenden 3 km bestraft, bis ich wieder die Straße erreichte. Die letzten 20 km waren überhaupt anstrengend, denn ganz plötzlich kam Gegenwind auf. Ich habe den Campingplatz aber noch vor den Regenwolken erreicht.

Meine Ausrüstung war heute suboptimal: Das Regencape ist nicht sturmtauglich. Einmal flog mir sogar das Hinterteil über das Gesicht und ich konnte nichts mehr sehen! Der Fahrradhelm hat jetzt endgültig seinen Geist aufgegeben: Die Schnalle ist verloren gegangen und das ist Anlass, endlich mal einen neuen zu kaufen. Am schlimmsten waren aber die Textil-Turnschuhe im Regen, denn die Füße wurden natürlich eiskalt. Aber Dörte hat sie mir am Abend schön warm geföhnt!
Anmerkungen von Dörte:
Zunächst einmal: Ich hasse Füße! Sie sind praktisch, das sehe ich ein, aber normalerweise meide ich den Anblick. Aber was tut man nicht alles.
Der Nationalpark ist durchaus beeindruckend: Sturmgepeitschte Lüneburger Heide mit Nordsee und Wanderdünen. Schön war, dass man auf einem Parkplatz auf dem von Jan erwähnten Damm Birdwatching vom Auto aus machen konnte. Schwäne und Möwen habe ich dabei ja erkannt, aber bei den niedlichen kleinen Schreitvögeln mit dem Puschel auf dem Kopf endete dann mein Fachwissen. Ich muss mich mal erkundigen, was auf Island so kreucht und fleucht. Möwen und Ponys, und sonst???

Freitag, 14. April 2017

Vorbereitungstour, Tag 1: Esbjerg-Søndervig 101 km

Gestern abend musste ich erst einmal tanken. Nicht nur Diesel, sondern auch Cola Light - die hatte Dörte nämlich vergessen. Dann noch einmal das Fahrrad durchchecken und in aller Eile packen. Irgendwie hat das was von plötzlichem Aufbruch, ich bin viel zu spät ins Bett gekommen.
Trotzdem war ich heute noch vor Beginn der Dämmerung um 20 Minuten vor Sechs auf dem Reinbeker Bahnhof. 4 Mal Umsteigen stand auf dem Programm, alles mit weniger als 10 Minuten Zeit. Zum Glück hat alles gut geklappt. Von Neumünster bis Flensburg hatte ich einen interessanten Gesprächspartner, einen Zirkusfan im Rollstuhl. Radfahrer, Rollstuhlfahrer und junge Eltern treffen sich ja bekanntlich, weil sie dasselbe Abteil benutzen. Dieser Rollstuhlfahrer wollte zusammen mit einem Freund aus Flensburg nacheinander zwei Vorstellungen unterschiedlicher Zirkusse in Dänemark besuchen. Er sammelt Zirkusbesuche und hat zuhause schon 2 Zimmer voll mit Programmheften und Eintrittskarten. Ich finde: Ein schönes Hobby!
Ab Esbjerg ging es bei gutem Wetter mit dem Fahrrad los. Um kurz vor Elf saß ich im Sattel und fuhr zunächst zum Hafen, um die Verbindung zur Tour von 1983 herzustellen. Dann ging es auf dem Nordseeküstenradweg immer nach Norden. Unterwegs fand ich einen Geocache und habe zum erstenmal "Fußball-Golf" gesehen. Die Leute hatten offensichtlich Spaß!
Der Weg ist hervorragend ausgeschildert und verläuft teilweise einsam durch Wälder. Problematisch war aber, dass die nicht asphaltierten Anteile immer mehr zunahmen. Als es dann in die Dünen ging, wurde es echt anstrengend.

Nach ca. 20 Kilometern schwerem Gelände habe ich dann aufgegeben und bin auf den gut ausgebauten Radweg neben der Hauptstraße gewechselt. Es war auch so anstrengend genug. Ich merke, dass ich untrainiert bin! Da morgen Regen und eigentlich 140 km angesagt sind, werde ich von vornherein schweres Terrain meiden, wo es sinnvoll geht. Jetzt freue ich mich jedenfalls auf mein Bett!

Anmerkungen von Dörte:
Man soll doch nicht über die Personen lästern, die blind dem Navi folgen. Ich wurde misstrauisch, als Odense als Ziel angezeigt wurde, habe gehalten, das Navi in die Hand genommen und prompt hieß es: "Neuberechnung in Gang!" Die Fahrzeit war dann auch gleich eine Stunde geringer. Dann ging´s ohne Probleme zum Campingplatz. Ein schöner Strandspaziergang folgte, ein Perry-Rhodan-Heft ist noch zu lesen. Mal sehen, ob der Föhn den Stromanschluss nicht überlastet.

Mittwoch, 12. April 2017

Das Esbjerg-Hirtshals-Problem

Schon in 2015 entstand der Plan, in 3 Wochen einmal rund um Island zu radeln. Eigentlich war bereits das Jahr 2016 dafür vorgesehen, aber Dörte hat sich sehr für Kuba stark gemacht. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so soll es nun an Himmelfahrt 2017 losgehen.

Nachdem wir erfahren hatten, wie teuer das Mieten eines Wohnmobils in Island ist, haben wir uns spontan entschieden, mit der Fähre ab Hirtshals an der Nordspitze Jütlands zu fahren. Dadurch gehen zwar etwa 5 Urlaubstage verloren, aber eigentlich gefällt mir Reisen ohne Flugzeug besser. Fliegen hat so etwas von Beamen, es fühlt sich nicht wie richtiges Reisen an. Wegen der Fährüberfahrt sind wir jetzt sogar 4 Wochen unterwegs, d. h. es ist auch noch Raum für ein bis zwei zusätzliche Pausentage.

Außer der Buchung haben wir noch gar keine Planung gemacht, damit muss es jetzt aber langsam losgehen. Als Erstes habe ich mit Dörte das Esbjerg-Hirtshals-Problem besprochen: Mein Bestreben ist es ja, dass alle meine großen Radtouren ein zusammenhängendes Netz bilden. Das klappt ganz gut, nur meine Radtouren in Peru und auf Teneriffa sind noch isoliert. Da Fährstrecken nach meiner Definition auch als Verbindung zählen, müsste ich also irgendwann einmal mit dem Schiff von einem ans Jan'sche Radnetz angebundenen Hafen nach Lima und nach Puerto de la Cruz auf Teneriffa fahren.

Zunächst geht es mir aber darum, nicht weitere isolierte Radtouren entstehen zu lassen. Dazu fehlt mir die Anbindung von Hirtshals und diesen Hafen will ich jetzt über Ostern anbinden. Dazu werde ich mit dem Fahrrad in Esbjerg starten, wo ich 1983 auf einer 60-Stunden Mammut-Rückfahrt von Edinburg nach Kiel vorbeigekommen bin.

Dörte hat etwas dumm geguckt, als ich mit diesem Problem herausrückte. Aber sie kennt mich ja und weiß, dass solche abstrusen Gedanken immer mal wieder vorkommen. Sie nimmt es als Gelegenheit, den Renault-Bus wieder auf Camping umzustellen.
Karfreitag geht es nun los mit 4 Etappen von Esbjerg nach Hirtshals. Drückt mir die Daumen für gutes Wetter!

Anmerkungen von Dörte:
Ich gucke nicht dumm sondern nur resigniert.
Das mit dem guten Wetter sehe ich skeptisch. Daher lade ich erstmal einige Perry Rhodans auf meinen Kindle und packe den Föhn ein. Der hat auf früheren Reisen schon gute Dienste getan. Da wir keine Standheizung haben, schließe ich den auf dem Campingplatz mittels Rasenmäherkabel an und föhne die Betten warm. Dann noch Strickzeug einpacken und einem gemütlichen Ostern steht nichts mehr im Wege.