Sonntag, 25. Juni 2017

Zurück in Reinbek

Meine Hoffnung, bei der Ausfahrt aus dem Fjord noch einmal Wale zu sehen, wurde enttäuscht. Ich stand zwar wie Kate Winslet bei Titanic vorne am Bug, aber es war nichts zu entdecken.Zu spüren war allerdings der erstaunlich hohe Fahrtwind und der letzte Blick auf Felsen und Wasserfälle war schön!

Donnerstag Abend haben wir Doris verabschiedet, die noch auf den Färöer-Inseln bleibt. Nicht ohne ihr vorher noch zusammen mit Ulli und Udo das Lügen mit den Pokerwürfeln beizubringen. In Tórshavn legte die Fähre mitten in der Nacht an und Nadine berichtete später, dass sie mit fast 3 Stunden Verspätung dort abgefahren ist.

Am Freitag Morgen war mir ein bisschen flau im Magen, denn es schaukelte doch ganz schön. Nach einer Stunde Liegen ging es dann aber schon wieder viel besser. Am Nachmittag passierten wir die Nordspitze der Shetland-Inseln und diesmal habe ich das nicht verpasst. Die Küste war etwa 5 km entfernt.

Beeindruckend war eine riesige Menge von Basstölpeln, die vor der Küste im Meer nach Futter suchten. Es waren wirklich Tausende! Diese Vögel sind etwa so groß wie Gänse mit einer Flügelspannweite bis zu 1,70 Metern. Mit meiner Kamera war das allerdings nicht vernünftig zu fotografieren.
Am Freitag Abend habe ich mit Ulli, Udo und Nadine in der Bar die Erlebnisse Revue passieren lassen, während Dörte lieber früh ins Bett gegangenen ist. Zum Abschluss des Abends habe ich mit dem GPS-Gerät noch einmal die Position und Geschwindigkeit bestimmt und war überzeugt, dass wir mit 3 Stunden Verspätung ankommen würden.

Am Samstag früh hatte die Fähre aber noch mächtig aufgeholt und nur noch etwa eine halbe Stunde Verspätung. Bis ich aber mit dem Auto von Bord fahren konnte, dauerte es noch etwa 90 Minuten. Bei der Abfahrt in Hirtshals und bei An- und Abfahrt in Seyðisfjörður ist das getrennte Ein- und Aussteigen der Mitfahrer gut geregelt, um ein Gewusel auf den Autodecks zu vermeiden. Dort sind die Autos nämlich so dicht nebeneinander geparkt, dass man die Türen erst öffnen kann, wenn der Nachbar weggefahren ist. Die Mitfahrer werden in Hirtshals mit einem Bus zum Terminal gefahren und in Seyðisfjörður gibt es ein Empfangsgebäude direkt am Schiff. Bei der Ankunft in Hirtshals ist das aber blöd geregelt: Dörte musste über einen Kilometer laufen und ich habe sie dann am Straßenrand aufgesammelt.

Dort haben wir auch Nadine und ihr Fahrrad in unserem Auto mitgenommen. Sie wollte ursprünglich noch ein paar Tage auf den Färöer radeln, musste aber aus persönlichen Gründen plötzlich umbuchen. Wir haben sie bis zum Hamburger Hauptbahnhof gebracht.

Die Verspätung und unerwartete Autobahnsperrungen haben verhindert, dass wir Dörtes Mutter auf dem Rückweg in Kiel besuchten – das haben wir dann am Sonntag nachgeholt.

Kaum hatten wir in Reinbek mit dem Auspacken begonnen, rief Nadine noch einmal an. Sie war am Hamburger Hauptbahnhof gestrandet, weil die Schalter um 21 Uhr schon geschlossen wurden und die Automaten keine Fahrradkarten und -reservierungen beherrschten. Alle angesprochenen Beamten konnten nur mit den Schultern zucken. Ganz schön peinlich für eine Weltstadt! Nadine hat dann bei uns übernachtet und ist Sonntag früh gut los gekommen. Das war auch noch mal eine schöne Gelegenheit, die Erlebnisse auszutauschen.

Inzwischen habe ich meine Haar- und Barttracht wieder gebändigt und bin nach einem tollen Urlaub bereit für den Wiedereintritt ins Arbeitsleben. Gleich geht es mit dem Fahrrad zur Arbeit!

Und nun zum Schluss die unvermeidliche Statistik:
Gesamtkilometer
mit dem Rad
1517 km
Anzahl Etappen18
Anzahl Pausentage5Mývatn, Reykjavík (2 Tage), Westmänner-Inseln, Gletschertour
Anzahl An- und Abreisetage82 Tage gemütlich nach Hirtshals
3 Tage Fährfahrt hin
2 Tage Fährfahrt zurück
1 Tag Rückfahrt nach Reinbek
Kürzeste Etappe47 km6.6.17:Staðarhús - Bjarteyjarsandur
Längste Etappe116 km31.5.17: Skjöldólfsstaðir - Mývatn
Durchschnittliche Etappenlänge84,3 km
Durchschnittsgeschwindigkeit
mit Pausen
12,0 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
ohne Pausen
14,6 km/h
Größte Durchschnittsgeschwindigkeit
ohne Pausen
17,0 km/h5.6.17: Laugarbakki - Staðarhús
Höchster Pass624 mZwischen Seyðisfjörður und Egilsstaðir
Höchste Stelle der Tourca. 1.300 mAuf der Gletschertour am 17.6.17. Dörte ist 20 Höhenmeter mehr aufgestiegen als ich.
Gesamt-Höhenmeter bergauf11.128 m
Durchschnittliche Höhenmeter bergauf657 m
Meiste Höhenmeter bergauf1.139 m30.5.17: Seyðisfjörður - Skjöldólfsstaðir
Wenigste Höhenmeter bergauf206 m13.6.17: Vík - Hörgsland
Steilster Kilometer bergauf10,5%Nach der Ankunft, etwa 4 km hinter der Fähre
Steilster Kilometer bergab10,5%Dieselbe Stelle, nur andersrum gefahren
Schnellster Kilometer40,7 km/hAm Ankunftstag kurz vor Egilsstaðir
Tunnel2Bei Höfn 1,3 km
Bei Reydarfjörður 5,9 km
Fähren2Beim Ausflug auf die Westmänner-Inseln. Außerdem eine der längsten Fährstrecken Europas bei der An- und Abreise!

Donnerstag, 22. Juni 2017

Abschied von Island

Gestern Nacht war die bisher kälteste und regnerischste Nacht hier. Erst gegen 4 Uhr hat der Regen aufgehört. Inzwischen ist aber die Sonne heraugekommen und es wird eine schöne Ausfahrt werden. Wer weiß, vielleicht sehe ich sogar noch Wale!

Beim Aufräumen und Umbauen des Autos haben wir noch 6 Dosen Bier gefunden – die lassen wir Vera hier. Auf dem Schiff könnten wir sie nicht kühlen und es wäre Verschwendung, sie wieder mit nach Hause zu nehmen. Mit den Snickers hat es nicht ganz so gut gepasst, davon habe ich 16 übrig. Ich habe unterwegs deutlich mehr Käsebrote bekommen, als ich vorher erwartet hatte.

Die Fähre ist inzwischen eingetroffen und wir sind schon eingecheckt. Dörte ist mit dem Handgepäck schon zum Terminal gegangen und ich sitze im Auto in der Warteschlange. Bis zur Abfahrt wird es aber wohl noch eine gute Stunde dauern. Dann treffen wir uns mit Doris und Nadine an Deck, um ein Abschiedsbier auf Island zu trinken!

Die nächsten Tage sind wir offline, denn Internet und Telefon sind auf der Fähre sehr teuer. Nächste Woche gibt es noch einmal einen Blog-Post mit der unvermeidlichen Statistik und dann wird der Blog geschlossen.

Nachtrag: Jetzt bin ich endlich an Bord. Die Fähre startet mit mindestens 90 Minuten Verspätung, mal sehen, wie viel sie aufholen kann!

Mittwoch, 21. Juni 2017

Etappe 18: Reyðarfjörður - Seyðisfjörður, 59 km

Es ist vollbracht: Island ist umrundet und wir stehen rechtzeitig am Fährhafen. Der Campingplatz ist nämlich nur 500 Meter vom Fährterminal entfernt und das werden wir bis morgen früh wohl sicher schaffen. Dörte ist jedenfalls beruhigt und hat höchstens noch Angst zu verschlafen.

Da ab heute Nachmittag Regen angesagt war, bin ich schon früh um 8 Uhr gestartet. 59 km klingt wenig, aber es waren 2 Pässe zu überwinden. Der erste mit 370 m Höhe war relativ einfach. Auf halber Höhe gab es einen Geocache, das war genau richtig für eine Pause. Bis zur Pause war es steil, danach ging es wesentlich flacher weiter.

Die Abfahrt nach Egilsstaðir war lang und ich hatte auch noch Rückenwind. So macht Radfahren Spaß! Danach ging es aber an den letzten Pass, den Pass zum Fährhafen. Dies ist tatsächlich der härteste Pass, den ich hier in Island gefahren bin: Hohe Höhendifferenz (620 Meter), lange Steilstücke und fiese Winde. Ich konnte mich an dem Berg rächen: Die Stelle, an der ich vor 3 Wochen bergab schieben musste, bin ich jetzt bergauf gefahren. Oben gibt es ein etwa 5-6 Kilometer langes Stück auf der Passhöhe, dort hatte ich heftigen Gegenwind. In dem großen See, der vor 3 Wochen noch voller Eisschollen war, schwamm jetzt nur noch eine einzige.


Als es dann endlich bergab ging, hat sich der Wind als Seitenwind bemerkbar gemacht. Er war ziemlich stark, aber ich konnte trotzdem noch sicher fahren. Nochmal bergab schieben zu müssen wäre ja auch beleidigend gewesen! Unterwegs wies ein Geocache auf ein Monument aus Basaltsäulen hin. Von dort hatte man einen phantastischen Blick über das Tal bis hinunter zum Fährhafen.

Dort wartete schon ein Empfangskomitee bestehend aus Doris, Dörte, Vera und Nadine auf mich und stieß mit mir auf den erfolgreichen Abschluss der Tour an.
Nach dem Duschen bin ich mit Nadine noch einmal zum Cachen losgezogen. Zwei weitere Caches konnte ich finden. Am interessantesten war dabei Tvísöngur, eine Klangskulptur mit dem Thema des traditionellen isländischen Zwiegesangs in einer 5-Ton-Harmonie.
Dörte hat in der Zwischenzeit mit Doris und Vera gekniffelt. Veras Bus kann man so einrichten, dass man mit 4 Personen gemütlich drin sitzen kann. Nach meiner Rückkehr habe ich dann auch noch einen Tee bekommen, aber jetzt sitze ich bei dem angekündigten Regen in unserem Auto und blogge. Dörte war nicht rechtzeitig genug hier, um einen Platz mit Elektro-Anschluss zu bekommen. Also kein Fön, der meine vom Tippen frierenden Hände aufwärmt ...

Dienstag, 20. Juni 2017

Etappe 17: Breiðdalsvík - Reyðarfjörður, 63 km

Heute bin ich vor 9 Uhr losgekommen und habe Dörte ausschlafen lassen. Sie hat dann noch ein Buch gelesen, einen isländischen Krimi, bei dem am Ende der Mordfall ungelöst blieb. Sie fand das irgendwie unbefriedigend.

Es rollte heute gut, denn es schien die Sonne und es gab viel Rückenwind. Wir folgen jetzt nicht mehr der Ringstraße, sondern der besser asphaltierten Straße entlang der Fjorde. Merkwürdig waren heute die Wolken, die klein und tiefhängend nur über den Fjorden zu sehen waren. Schon am ersten zu umrundenden Kap kann man das auf einem Foto sehr gut erkennen.

Ich glaube ja, dass diese Wolken für kleinen Mini-Nieselregen verantwortlich sind. Davon habe ich nämlich einige gehabt, aber immer nur auf der Südseite des Fjordes. Die Regenmenge war aber so klein, dass der Fahrtwind die Klamotten schneller trocknete, als sie vom Niesel durchnässt wurden. Das Regenzeug konnte also in der Tasche bleiben.

In Stöðvarfjörður, kurz bevor ich den ersten Fjord umrundet hatte, habe ich Petras Steinsammlung von außen fotografiert. Petra ist vor einigen Jahren gestorben, jetzt betreiben ihre Kinder das Museum weiter. Sie hat ein ganzes Leben lang Steine und Mineralien gesammelt und diese Steine sind im Garten und im Haus ausgestellt.

Da ich ja schon ein Steinmuseum gesehen hatte, habe ich mir den Eintritt von 1500 Kronen geschenkt. Außerdem waren zumindest von außen keine polierten Schnitte zu erkennen, die ja erst die ganze Schönheit der Steine zum Vorschein bringen. Stattdessen bin ich weitergefahren und habe noch ein Foto von der netten kleinen Kirche geschossen.
Beim nächsten Kap habe ich den östlichsten Punkt unserer Rundtour erreicht. Ab jetzt geht es am Fjord entlang landeinwärts.

Dörte hat mich am Ende des Fjordes überholt und mit dem üblichen Käsebrot versorgt. Es ging jetzt langsam ein Tal hinauf und dann durch einen langen Tunnel (fast 6 km) zum Nachbarfjord.

Nach dem Tunnel waren es nur noch 5 km bis zum Zeltplatz. Ich kann die Tunnelausfahrt sogar von hier sehen, wenn ich aufblicke. Nach den üblichen Ritualen (Ankunftsbier und Duschen) habe ich mich auf den Weg gemacht, um den einzigen Geocache im Ort zu finden. Der befand sich ganz am anderen Ende des Ortes und ziemlich weit oben am Berg, also kommen heute noch 6 km Wandern zum Radfahren dazu. Dörte hat sich in dieser Zeit ausgeruht.
Auf dem Rückweg habe ich eingekauft und zum Abendessen gab es lecker Lachs, Avocado und italienischen Salat! Beim Lachs haben Dörte und ich dann spekuliert, warum die Fischzuchtanlagen durch die Fjorde geschleppt werrden. Dörte meint, damit die Lachse Bewegung bekommen und schöne Muskeln aufbauen. Ich meine ja, dass man das macht, damit die Fische frisches Wasser bekommen, denn schließlich müssen auch Fische mal ...

Anmerkungen von Dörte:
Wir haben auch noch spekuliert, was passieren würde, wenn die Schwimmbäder in Deutschland so frequentiert wären wie hier. Hoch gerechnet auf Hamburg müsste mindestens das Volksparkstadion umgewandelt werden und für die schwimmenden Ausländer käme noch das Millerntorstadion hinzu.
Ich habe heute das Auto gewaschen. An nahezu jeder Tankstelle kann man den Schlauch mit einer  Bürste daran nehmen und kostenlos das Auto waschen (ohne Seife natürlich). Man erzählte mir kopfschüttelnd, dass es aber auch Touristen gäbe, die sich nackend hinstellten und das als kostenlose Dusche benutzten...

Montag, 19. Juni 2017

Etappe 16: Djúpivogur - Breiðdalsvík, 66 km

Heute früh habe ich als Erstes den Geocache gesucht, zu dem wir gestern Abend dank der tollen Einladung nicht mehr gekommen waren. Der Cache befand sich auf einem Hügel und ich hatte noch einmal eine schöne Aussicht über das Dorf.

Dann haben wir uns mal viel Zeit genommen, um gemeinsam zu frühstücken. Manchmal fahre ich ja früh los und Dörte bleibt dann noch im Bett liegen. Heute war die Etappe aber ja kurz, also hatten wir viel Zeit.

Vor dem Start der Etappe sind wir gemeinsam mit Udo und Ulli, die wir auf dem Zeltplatz wiedergetroffen hatten, in das Steinmuseum gegangen. Das war witzig, denn von außen war es für Touristen nicht als Museum zu erkennen. Es sah eher aus wie eine große Werkstatt (und war auch eine!)

Innendrin (Eintritt nur 500 Kronen) gab es geschnittene und polierte Steine mit ganz tollen Kristallstrukturen zu sehen. Es waren alle möglichen Farben zu sehen und man konnte noch gut nachvollziehen, wie die Steine außen aussahen – für das ungeübte Auge völlig unscheinbar.

Unter den Steinen war auch der größte Kristall Islands – den hat der Besitzer nach Reikjavík zum Schneiden schicken müssen. Kleinere Steine bearbeitet er mit seinen Maschinen selber.
Wir durften dann noch seine Werkstatt ansehen mit Schneidemaschine und diversen Poliermaschinen (Rüttelplatten mit Rand, unten mit Teppich ausgelegt, mit Wasser und Sand bestimmter Körnung gefüllt).

Erst um 13 Uhr bin ich losgefahren und die Etappe war härter als gedacht. Von den ersten 42 Kilometern rund um den Fjord Berufjörður musste jeder Kilometer hart erkämpft werden – sei es wegen starkem Gegenwind, großer Steigung, schlechtem Untergrund oder einer Kombination davon. Ja, hier gibt es sogar einen 8 km langen unasphaltierten Abschnitt der Ringstraße.

Die erste Hälfte dieses Abschnitts ließ sich gut befahren, aber auf der zweiten Hälfte wurde gerade neuer Schotter aufgeschüttet, der noch nicht festgefahren war. Schwierig zu fahren! Nach 22 km hatte ich das Endes des Fjord mit der Brücke über den Fluss erreicht und freute mich auf den Rückenwind. Aber den gab es nur kurz. Ich weiß nicht, wie der Wind das macht, aber Fjord-einwärts und Fjord-auswärts gab es Gegenwind. Erst als ich den Fjord verlassen hatte, gab es plötzlich Rückenwind und es rollte wieder gut.

Gegen 18 Uhr bin ich angekommen und wir sind dann erst einmal ins Schwimmbad gefahren. Das war sehr entspannend. Nach dem Abendessen haben wir noch einen kleinen Spaziergang gemacht, denn es gab einen Geocache in der Nähe. Dörte war von dem Spielplatz mit einfachen Holzgeräten sehr begeistert.

Ich dagegen habe eher die Aussicht über den Fjord genossen.

Sonntag, 18. Juni 2017

Etappe 15: Höfn - Djúpivogur, 105 km

Vor dieser Etappe hatte ich erheblichen Respekt, denn der Wetterbericht hatte starken Wind angekündigt. Der sollte zwar von hinten kommen, aber auch das kann gefährlich werden. Und man fährt ja auch nicht immer nur in eine Richtung! Insgesamt war es aber viel besser als erwartet und durch den Sonnenschein war es ein toller Tag zum Radfahren.

Heute ging es zum ersten Mal in Island durch einen Tunnel. Er war gut ausgebaut, beleuchtet und für Radfahrer zugelassen. Er war trotzdem anstrengend, weil es die ganze Zeit leicht bergauf ging.

Der stärkste Wind war für das Kap Hvalnes angesagt. Aber auch dort war es erträglich und ich bin sogar die Schotter-Stich-Straße zum Leuchtturm gefahren, um den Geocache dort zu finden.
Kurz danach verwandelte sich die Ringstraße in eine spektakuläre Küstenstraße mit tollen Ausblicken. Ein bisschen hatte man ja Angst, dass es plötzlich einen Erdrutsch gibt. Realistischer ist aber wohl Steinschlag, darüber haben wir am Abend eine Geschichte gehört. Zum Glück ist sie gut ausgegangen.
Am Denkmal für die Christianisierung Islands hat Dörte auf mich gewartet und ich bekam mein übliches Käsebrot. Die Christianisierung wurde nach einigen Wirrungen im Jahre 1000 durch das Althing beschlossen – und an einmal gefasste Beschlüsse hält man sich in Island.
Dieses Denkmal markiert zugleich den Beginn des ersten Fjordes, den ich zu umfahren hatte. Und gleich danach kam ein zweiter, der mit 20 km genauso lang war wie der erste. Da ich aber schon früh um 7:35 Uhr losgefahren war, kam ich schon kurz vor 15 Uhr an. Dörte war noch nicht einmal aus dem Schwimmbad zurück.

Als wir gerade zu einem Spaziergang aufbrechen wollten, klopfte plötzlich Doris an die Scheibe. Wir hatten sie in Bjarteyjarsandur getroffen und sie hat aufmerksam unseren Weg im Blog verfolgt. Sie ist hier bei ihren Freunden Daniela und Peter zu Besuch, die vor einem Jahr nach Island ausgewandert sind. Den Spaziergang haben wir dann zusammen mit Doris und Daniela gemacht. Es war wunderbar, jemanden dabei zu haben, der hier lebt und zu allen Häusern etwas erzählen kann. Ziel waren die „Vogeleier“, ein Kunstwerk bestehend aus 34 aus Granit geformten Eiern, für jede hier lebende Vogelart eines.

Auf einem hatte sich ein kleiner Vogel niedergelassen, der hat sich zum Brüten definitiv das falsche Ei ausgesucht!

Auch sonst gab es nette Fotomotive. Offensichtlich haben sich hier einige Leute niedergelassen, die auch mal schräge Sachen machen. Das Kunstwerk mit einem Kühlschrank in 8 Metern Höhe sah schon recht merkwürdig aus!
Das Highlight des Tages war aber, dass wir von Daniela und Peter zum Abendessen eingeladen wurden. Es gab lecker gegrillte Lammkoteletts mit Salaten und raffiniert zubereiteten Pilzen. Bei viel Wein haben wir uns Geschichten erzählt, viel gelacht und auch ernste Themen diskutiert. Es war ein wunderbarer Abend – vielen Dank dafür!

Samstag, 17. Juni 2017

Pausentag: Gletschertour

Heute sind wir früh aufgestanden und waren rechtzeitig bei den Ice-Explorers. Außer uns wollte nur noch ein australisches Paar die Tour mitmachen. Die Wetteraussichten waren nicht besonders gut und uns wurde angeboten, es abzusagen oder auf den Nachmittag zu verschieben. Für den Nachmittag waren die Aussichten aber eher noch schlechter angesagt. Die Australier wollten dennoch jetzt gleich los und wir haben uns angeschlossen. Also stiegen wir in den Super-Jeep ein.

Jeder Super-Jeep ist ein Unikat. Dieser wurde aus einem Geländewagen-Vorderteil und einem Bus-Hinterteil zusammengeschweißt, wobei das Ganze auf ein neues Fahrgestell gesetzt wurde. Die Reifen sind riesig und sie haben eine Vorrichtung, mit der man während der Fahrt je nach Bedarf Luft in die Reifen pumpen oder aus ihnen ablassen kann. Auf Schnee braucht man z. B. mehr Kontaktfläche und dann wird Luft abgelassen. Auf der Straße ist es umgekehrt und der Reifendruck wird erhöht.

Wir sind die Straße F985 (verlinkt ist ein Video im Zeitraffer bei YouTube) bis auf etwa 800 m Höhe zum ehemaligen Restaurant Jöklasel hochgefahren. Heute dient das Gebäude als Basis für Snowmobil-Abenteuertouren.
Von hier ging es dann mit dem Fahrzeug auf das Eis des Gletschers. Es ging noch eine sehr lange Strecke in vom Anbieter selbst gespurten Pisten bis auf 1300 m Höhe zu einem kleinen Seitengipfel. Teilweise ging es sehr langsam voran und Dörte hatte an einer Stelle schon Angst, dass wir schaufeln müssten. Da saßen wir nämlich scheinbar in einer kleinen Bodenwelle fest, aber der geschickte junge Fahrer konnte uns da wieder herausschaukeln. Am Gipfel gab es leider Nebel und Schneefall, so dass ich die letzten 40 Höhenmeter zum Gipfel nicht gegangen bin. Ich bin bei jedem Schritt bis zum Knie eingesackt und ohne Gipfel-Aussicht erschien mir das sinnlos. Dörte hat aber der Ehrgeiz gepackt und sie ist bis zum Rand der 800 m tiefen Klippe aufgestiegen.


Auf dem Rückweg, noch auf dem Eis, ist die Sonne einmal kurz herausgekommen. Wir haben das für einen kurzen Fotostopp genutzt.

Wieder unten haben wir vom Veranstalter 50% Preisnachlass bekommen, weil die Sicht so schlecht war. Es war auch wirklich schade, dass wir kein besseres Wetter hatten. Es war aber trotzdem ein tolles Erlebnis!

Anschließend sind wir nach Hoffell gefahren. Dort gibt es Hot Tubs (heiße Bäder), die direkt mit warmem Wasser aus einer heißen Quelle betrieben werden. Eine kleine Umkleidekabine, ein WC, eine heiße Dusche und 5 kleine Becken – und dabei nur knapp 10 Badende. Wir hatten jedenfalls ein Becken für uns alleine.
Wieder zurück auf dem Campingplatz haben wir erst einmal Mittagsschlaf gehalten. Danach sind wir noch einmal in den Ort gegangen, um zu sehen, wie Isländer ihren Nationalfeiertag begehen. Die meisten liegen wohl einfach in der Sonne und grillen dann. Wir haben ein wenig mehr Island-Flaggen als sonst gesehen. Und das Schild vor einem Restaurant war schon ein Zeichen überschäumender Freude.
Die isländischen Fußballspieler sorgen wohl für mehr Begeisterung!

Anmerkungen von Dörte:
a. Winter is coming! Einige Szenen wurden tatsächlich hier gedreht.
b. Netto bietet übrigens eine eigene Ecke mit Tiefkühlsachen, die man dann gleich dort in die Mikrowelle stecken kann. Noch ein Kaffee dazu und ein Toastie und fertig ist das Mittagessen bei Netto. Wird auch gut angenommen – nur heute am Feiertag wohl nicht.

Freitag, 16. Juni 2017

Etappe 14: Hrollaugsstaðir - Höfn, 57 km


Eigentlich sollte es heute noch ein paar Kilometer bis zum Campingplatz in Stafafell gehen. Über diesen Zeltplatz sind im Internet aber keine gesicherten Informationen zu finden und nach der Auskunft der Rangerin gibt es dort keinen Strom. Dann hätten wir das Bloggen zwei Tage lang ausfallen lassen müssen! So haben wir uns jetzt für die etwas größeren Campingplätze entschieden. Für Dörte hat das auch den Vorteil, dass immer ein Schwimmbad in der Nähe ist. Für mich bedeutet das eine Etappe mehr und ein Pausentag weniger, aber abgesehen von der nächsten Etappe nach Djúpivogur sind die Strecken dann auch kürzer.

Unser erster Stopp war heute nach 19 km bei Ice Explorers, wo wir für morgen früh um 9 Uhr eine Gletschertour gebucht haben. Eine Gletscherwanderung war nicht im Angebot, weil sich der Veranstalter noch nicht mit dem Landbesitzer einigen konnte. So wird es eher eine Besichtigungstour mit einem Super-Jeep und die ist auch für Dörte geeignet. Fragt nicht, was es kostet – die Kreditkarte gibt es noch her.
Hier werden nicht nur Gletschertouren angeboten, gleichzeitig ist das auch die größte Rinderfarm Islands. Im Umkreis von 200 km gibt es kein größeres Gebäude als diesen Stall. Wir durften von einem Balkon aus mal einen Blick hineinwerfen: Alles ist vollautomatisiert – von der Fütterung bis zum Melken.

Das Radfahren war heute nicht so toll, es nieselte die ganze Zeit und die Sicht war durch Nebel eingeschränkt. Es sah ein bisschen so aus, wie man sich Irland vorstellt: Viele grüne Hügel, die von der einsamen Straße umkurvt wurden.

Um 13 Uhr kam ich in Höfn (ausgesprochen: Hopp) auf dem Zeltplatz an. Am Nachmittag sind wir ins Schwimmbad gegangen und haben einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Inzwischen hatte es etwas aufgeklart und aufgehört zu regnen. An der Küste haben wir 2 Caches gefunden, den dritten nahe beim Zeltplatz leider nicht.

An der Hafenbude haben wir ein Hummer-Sandwich gegessen. Das hatte uns der Ice-Explorer wärmstens empfohlen. Es war superlecker und verglichen mit anderen Preisen gar nicht mal zu teuer .

Anmerkungen von Dörte:
Es ist nicht nur die größte, sondern auch eine moderne Rinderfarm – mit Matratzen für die Kühe und der Möglichkeit, sich an einer rotierenden Bürste den Rücken zu rubbeln.
Und zum Spaziergang: Jan meinte, wir würden nach dem Schwimmen noch einen Cache in 1,5 km Entfernung machen, die übrigen wären quasi auf dem Rückweg. Quasi.....