Samstag, 3. Juni 2017

Etappe 4: Akureyri - Varmahlíð, 103 km

Heute bin ich bei strahlendem Sonnenschein mit nur 3 Schichten am Oberkörper losgefahren. Für alle Fälle waren drei weitere Schichten in der Gepäcktasche. Ich sollte aber nur die Regenmontur für einen Mini-Schauer benötigen. Mit anderen Worten: Es war ein Spitzentag mit viel Sonne, angenehmen Temperaturen von mehr als 8 Grad und toller Landschaft.
Zuerst ging es durch Akureyri. Im Hafen lag schon wieder ein neues Kreuzfahrtschiff, diesmal etwas kleiner.
Akureyri ist wirklich eine Stadt (18.000 Einwohner) und hat sogar eine eigene Universität. Alle anderen Orte, die wir bisher gesehen haben, sind klein dagegen. Bemerkenswert waren die Herzen beim Rotlicht auf den Ampeln!
Hinter Akureyri habe ich den Fjord verlassen und bin in das Öxnadal eingebogen. Das ist ein wunderschönes Tal zwischen schneebedeckten Bergen mit einem reißenden Fluss in der Mitte. Die Straße führt erstaunlich eng am Fluss entlang, eigentlich müsste das im Frühjahr zu Überflutungen führen. Das Tal war optimal für Radfahrer: Immer wieder einmal gab es eine „Stufe“ von etwa 1 km Länge mit stärkerer Steigung und dann war es wieder für ca. 5-10 km flach.
Bei km 39 hat Dörte auf mich an einem hübschen Parkplatz gewartet. Das Käsebrot statt Snickers hat mir sehr gefallen. Der Parkplatz ist zum Gedenken an den isländischen Dichter und Naturforscher Jónas Hallgrímsson angelegt worden. Er hat die erste Kurzgeschichte auf Isländisch geschrieben, die an seine Kindheit in diesem Tal erinnerte.
Die letzten 2,5 km vor der Passhöhe Öxnadalsheiði wurde es dann aber doch steil. Bei km 57 war ich oben, und ab dort sollte es – bis auf den Anstieg zum Zeltplatz – nur bergab gehen. An einem Parkplatz habe ich angehalten, um die neben der Straße verlaufende Schlucht zu fotografieren.
Irgendwo hier müssen mich Ulli und Udo mit ihrem Bus überholt haben: Ein Bus mit Hildesheimer Kennzeichen und 2 Fahrrädern hintendrauf ist in dieser Gegend vermutlich eindeutig. Nach 20 km Abfahrt hat mich plötzlich und unerwartet Gegenwind erwischt. Ich weiß nicht, welches physikalische Phänomen das verursachen kann: Überall weht der Wind aus Osten, aber in diesem Tal aus Westen! Ich habe mich nicht entmutigen lassen und den Kampf mit dem Wind als sportliche Herausforderung gesehen.

Bei Örlygsstađir hat mich dann doch noch ein kleiner Nieselschauer erwischt. Dafür hörte der Gegenwind hier auf. In Örlygsstađir hat am 21. August 1238 die größte Schlacht auf Island stattgefunden, die hier jemals geschlagen wurde: 1600 Leute auf der Seite der isländischen Häuptlinge gewannen gegen 1200 Leute auf der Seite des norwegischen Königshauses. Was das in der Nähe stehende Denkmal damit zu tun hatte, haben wir allerdings nicht herausfinden können. Es trug Jahreszahlen aus dem 19. Jahrhundert - das passt eigentlich nicht.
Der Zeltplatz in Varmahlíđ ist ein bisschen merkwürdig: Eine Rezeption und einen Aufenthaltsraum gibt es hier nicht. Haldur oder Hildur machen irgendwann die Runde und kassieren. Hauptsächlich wird der Zeltplatz von Isländern genutzt, die hier das Pfingstwochenende verbringen. Wir haben aber auch 2 französische Radfahrer getroffen, die morgen die Hochlandpiste F35 in Angriff nehmen wollen. Noch ist sie im Mittelteil gesperrt, aber sie hoffen, dass sie rechtzeitig geöffnet wird.

Anmerkungen von Dörte:
Die Schlucht, die vom Fluss gebildet wurde, hat mich auch gereizt. Vom Parkplatz aus war eine Brücke zu sehen und ich hatte den Eindruck,dass es eine gute Idee sein könnte, da mal runterzuspazieren. Waren dann 45 Minuten Gekraxel, aber ich hab´s geschafft. Ich muss mir unbedingt eine App runterladen um zu prüfen, wo Caches liegen. War eigentlich ein idealer Platz um was zu verstecken.

3 Kommentare:

  1. Das Denkmal hat nichts mit der Schlacht zu tun.
    Hier wird der Petursson-Brüder gedacht, von denen Brynjolfur einer der Väter der isländischen Nationalbewegung war.
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Brynj%C3%B3lfur_P%C3%A9tursson
    Viele Grüße

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  2. Käsebrot ist das Snickers für Männer! Predige ich meinem Sohn auch immer und zwar erstaunlicherweise sogar erfolgreich!

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