Mittwoch, 14. Juni 2017

Etappe 12: Hörgsland - Skaftafell, 62 km

Heute bin ich früher gestartet als sonst, denn für den Nachmittag war heftiger Gegenwind – um nicht zu sagen Sturm – angekündigt. Die Webseite en.vedur.is ist da sehr genau und man kann mit einem Schieberegler Stunde für Stunde die Vorhersage für Wind und Regen abfragen. Das hat heute auch wunderbar geklappt, während der Fahrt war es windstill und auf dem Zeltplatz am Zielort hat es uns fast umgeweht.

Nach etwa 5 Kilometern habe ich bei der Felsgruppe Dverghamrar gehalten und einen kleinen Rundgang gemacht. Geologisch sind die Basaltsäulen interessant, mythologisch wohl eher, dass hier Zwerge gewohnt haben sollen. Basaltsäulen habe ich gesehen, die Zwerge blieben für mich unsichtbar.

Danach ging es wieder kilometerlang über ein Lavafeld. Es ist der Teil des Lavaflusses vom Laki-Ausbruch 1783, der östlich von Kirkjubæjarklaustur runtergekommen ist. Und er sieht genauso aus wie der auf der anderen Seite.

Neu war dann der Skeiðarársandur. Dies ist ein etwa 30 km breites Schwemmland, durch das die großen Gletscherabflüsse des Vatnajökull verlaufen. Heute sahen sie harmlos aus, aber etwa alle 5 Jahre kommt es zu großen Gletscherläufen, wenn sich Seen unter dem Gletscher plötzlich entleeren – sei es durch Vulkanismus oder durch das Brechen von Eisdämmen. Dann fließt hier die 100-fache Wassermenge durch und es kann sein, dass dadurch die Straße oder Brücken fortgerissen werden. Zum letzten Mal ist das 1996 passiert, Teile einer zerstörten Brücke sind als Mahnmal aufgestellt. Man sieht auf dem Foto auch, dass der Gletscher hier mit einer Gletscherzunge fast bis an die Ringstraße ran geht!

Obwohl der letzte Gletscherlauf schon mehr als 5 Jahre her ist, gibt es kaum Vegetation. Man fährt durch eine Steinwüste.

Am Zeltplatz schien die Sonne, erst 2 Stunden nach der Ankunft kam der Sturm. Ich konnte den aufkommenden Sturm schon vorher über dem Küstenstreifen sehen – dort zogen die Wolken nämlich mit beträchtlicher Geschwindigkeit nach Westen. Hier liegen wir aber etwas geschützt hinter einem Berg.

Am Nachmittag wollten wir uns den Wasserfall Svartifoss ansehen. Das sollte ein kleiner Spaziergang sein, in der Beschreibung stand aber nichts von steil bergauf. Beim ersten Wasserfall haben wir Fotos gemacht und uns dem dort liegenden Geocache gewidmet.

Der Geocache führte uns zu einem Mini-Wasserkraftwerk, das bis 1973 in Betrieb war. Solche privaten Kraftwerke soll es hier früher viele gegeben haben.
Wieder unten gingen wir ins Besucherzentrum, um einen Film über die Gegend anzusehen. Bemerkenswerterweise war der Film kostenlos. Anschließend haben wir in der Cafeteria eine Suppe gegessen (eine Schüssel für 15 Euro – aber endlich mal was Warmes!).
Anhand der Bilder an den Wänden wurde uns langsam klar, dass wir unseren Spaziergang zu kurz  gestaltet hatten. Der Wasserfall, den wir gesehen und fotografiert hatten, war gar nicht der Svartifoss. Der lag noch etwa 1 km weiter und 100 Meter höher. Was blieb mir anderes übrig – ich bin nochmal losmarschiert.
Ich muss jetzt noch entscheiden, ob ich morgen von hier eine Gletscherwanderung machen will oder ob das übermorgen von der nächsten Station aus geschehen soll.

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