Donnerstag, 15. Juni 2017

Etappe 13: Skaftafell - Hrollaugsstaðir, 82 km

Heute früh schien die Sonne und wir mochten uns gar nicht so richtig vom Frühstück lösen. Es ist 11 Grad und Dörte fängt schon an, über die Hitze zu jammern (kein Scherz – das tut sie wirklich!)

Die ersten 20 Kilometer rollte es gut, weil die Straße durch die Bergkette vor dem Wind geschützt war. Dann kam die Kurve und plötzlich war es anders: Gegenwind beträchtlicher Stärke. Mit der Zeit ließ er aber nach, genauso, wie en.vedur.is es vorausgesagt hatte.

Das Highlight kam heute nach 56 Kilometern: Der See Jökulsárlón, eine Gletscher-Lagune. Hier trifft der Gletscher fast direkt auf das Meer, nur ein kleiner Damm und ein etwa 1 km langer Fluss trennen die beiden. Teile des Gletschers brechen ab und schwimmen als Eisberge in skurrilen Formen durch den See.
Wenn die Eisberge zu groß sind, passen sie nicht durch den Abfluss des Sees und müssen erst zerbrechen oder auftauen. Wenn sie dann klein genug sind, fließen sie ab und werden teilweise durch Ebbe und Flut an den schwarzen Strand gespült. Da liegen sie wie Diamanten.
Wir haben unsere Kreditkarte wieder schwer belastet und sind mit einem Schlauchboot über den See bis zum Gletscher gefahren. Dazu haben wir Overalls und Rettungswesten bekommen.
Ganz nah durften wir nicht an den Gletscher heranfahren, denn er verläuft unterirdisch weiter. Und ab und zu löst sich da mal ein Teil und taucht dann auf wie ein U-Boot – und das will man nicht unter seinem Schlauchboot haben. 

Die Eisberge haben verschiedene Farben – am besten gefiel mir das tiefe Blau. Aber es gab auch schwarzes Eis (eingeschlossene Asche) und Schichten wie Jahresringe, die von der Asche der einzelnen Eruptionen stammen.
Nach einer Stunde Bootsfahrt bei Sonnenschein fing es doch noch an zu regnen. Ich habe den Regen bei einer kurzen Pause im Auto ausgesessen und bin dann trocken bis zum Zielort gekommen. Hier war mal ein Zeltplatz, aber er ist nicht mehr in Betrieb. Wir haben den Nachbarn gefragt und er hat gesagt, dass wir heute ausnahmsweise hier stehen dürfen, wenn wir alles wieder mitnehmen. Diese Ausnahme macht er wohl nur für Radfahrer, denn zwischen Höfn und Skaftafell gibt es keinen Zeltplatz. Abends um 21 Uhr kam noch eine Rangerin und war ebenfalls gnädig mit uns und schickte uns nicht weg. Stattdessen gibt sie uns sogar die Gelegenheit, ihre Toilette zu benutzen.

Jeff und Pat, ein Radlerpaar aus Australien, übernachten hier neben uns im Zelt. Sie fahren in der anderen Richtung und haben schon viele Radtouren auf der ganzen Welt gemacht. Das hat natürlich Spaß gemacht, bei einem Bier die Erfahrungen auszutauschen.

Da wir hier keinen weiteren Tag stehen dürfen, werde ich morgen wie geplant weiter radeln. Gletscherwandern ist dann für übermorgen angesagt.


Anmerkungen von Dörte:
Um die Brücke zu schützen, müssen alle vier Jahre (so ungefähr jedenfalls) die Buhnen, die in den Abfluss des Sees ragen, erneuert werden. Besser, die Eisberge donnern dagegen als gegen die Brückenpfeiler.
Übrigens habe ich heute begriffen, warum die Isländer bei den vielen einspurigen Brücken über Touristen stöhnen. Hier war jemand trotz Gegenverkehr auf die Brücke aufgefahren und traute sich dann nicht rückwärts wieder runter. Er musste tatsächlich eingewiesen werden und schwankte dann auch noch immer von einer Straßenseite zur anderen.

Anmerkungen Jan:
Apropos Brücke: Diese Hängebrücke ist ein besonders hübsches Exemplar. Der Fahrbahnbelag besteht übrigens aus Stahlgeflecht, das auf Holzbohlen verschraubt ist.

2 Kommentare:

  1. Hui, beeindruckende Bilder, wie immer. Klingt nach einem guten Urlaub! Geniesst es weiterhin.
    Gruesse aus Paris
    Carola

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  2. Jörg Paukstadt16. Juni 2017 um 02:55

    Hallo ihr 2. Gletschersee und weitere Infos, wie immer super. Danke für so viel Wissenswertes. Wie schnell man sich doch an andere Temperaturen gewöhnen kann, wenn Dörte bei 11 Grad stöhnt. Weiter irre viel Spaß und eine unfallfreie Fahrt. Jan, wieder den Rasierer vergessen? LG, Jörg

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